09. Mai 2019
Zell, 18.04.2019. Das eigene Haus verkaufen und in eine Service Wohnung im Seniorenzentrum ziehen. Für Familie Schumacher aus Zell war das keine Frage.
Einundsechzig Jahre sind sie bereits verheiratet, fünfzig Jahre davon lebten sie im eigenen Haus im idyllischen Altlayer Bachtal: Willi Schumacher (85) und seine Frau Marlene (84). Das große Haus und der Garten, die den beiden sehr am Herz lagen, wurden ihnen mit zunehmendem Alter immer mehr zur Last. „Wenn man jung ist, ist das alles schön“, lacht Marlene Schumacher, wenn sie sich an die 50 Treppenstufen erinnert, die von der Straße bis ganz hinauf in den Garten führten. Vor allem dieser steile Hang im Garten hinter dem Haus wurde für die beiden in den letzten Jahren immer schwerer zu pflegen und instand zu halten.
„Ich kann mich noch gut daran erinnern“, beginnt Willi Schumacher seinen Bericht, wie es zur Entscheidung kam, in das Seniorenzentrum zu ziehen. „Einer unserer Nachbarn sagte schon früh zu mir: Was macht ihr mit den Stufen, wenn ihr mal alt seid?“ Damals wunderte sich der junge Mann noch über die Frage seines Nachbarn, doch zusammen mit vielen anderen Dingen des Alltags wurden auch die Stufen im Alter tatsächlich ein Thema, mit dem sich das Paar auseinandersetzen musste. So beschlossen die Schumachers vor einigen Jahren, dass sie ihr Haus verkaufen und in eine altersgerechte Wohnung ziehen würden, sobald sie etwas fänden, was ihren Wünschen entspräche.
Von dem neuen Seniorenzentrum auf dem Barl lasen die Schumachers zunächst in der Zeitung. Die Einrichtung befand sich noch im Bau, als die beiden sich bereits fest dazu entschlossen, eine der angekündigten Service Wohnungen zu beziehen. „Die Entscheidung kam. Da waren wir ganz schnell einig“, erzählt Willi Schumacher. Marlene Schumacher schickte ihren Mann bereits bei Baubeginn zur Baustelle: „Fahr schon direkt hin und melde uns gleich fest an“, trug sie ihm auf. Er tat es. Willi und Marlene Schumacher waren die ersten Mieter, die sich verbindlich für eine der sechzehn Wohnungen mit zubuchbaren Serviceleistungen anmeldeten. „Wir haben es nie bereut“, freut sich Willi Schumacher. Da sie die ersten Mieter waren, durften sie sich die Wohnung aussuchen. So leben sie heute im obersten Stock des Seniorenzentrums mit direktem Blick auf die Mosel. Aus ihrem Fenster können sie sogar den Eingang zum Altlayer Bachtal sehen, wo sie so lange glücklich im eigenen Heim wohnten.
„In Zell geboren, in Zell getauft, in Zell zur Arbeit gegangen – bei ein und demselben Arbeitgeber – und in Zell in Rente gegangen.“, fasst Willi Schumacher seine Verbindung mit der Heimatstadt kurz zusammen. Am 1.7.1948, kurz nach der Währungsreform, begann er bei der AOK als Lehrling zu arbeiten und stieg im Laufe der Jahre bis zum Chef auf. Mit den Dernbacher Schwestern hatte er nicht nur während seiner langen Berufslaufbahn bei der Krankenkasse wegen des Klinikums zu tun, sondern schon als Kind. „Wir haben noch die Zeit erlebt, als eine der alten Schwester regelmäßig mit einem Schaf durch Zell lief. Sie hatte ein Stück Brot in der Hand, mit dem führte sie das Schaf in einen großen Garten, mit dem sich die Schwestern damals weitgehend selbstversorgten“, erinnert sich Willi Schumacher. „Das hätte ich auch nie gedacht, dass wir beide mal im Alter bei den Schwestern landen“, lacht er. Er und seine Frau Marlene erzählen schmunzelnd, wie die Schwestern zu Hochwasserzeiten jeden Morgen mit einem Kahn über die Mosel ins alte Krankenhaus übersetzten und wie eines Tages eine Schwester beim Aussteigen aus dem Kahn die Wassertiefe unterschätzte und sich der schwarze Rock auf dem Wasser zu einem Ballon aufblähte, während die Schwester unter dem hämischen Lachen vieler Beobachter immer weiter im Wasser und Uferschlick einsank. Nichts passiert! Gott sei Dank!
Viele Namen der alten Schwestern kennen die Schumachers noch genau und von vielen können sie Geschichten erzählen. Zum Beispiel von Schwester Emara und ihrer Gehilfin Tante Klara, die den Kindergarten führten und in den schweren Zeiten 100 Kinder in einer Holzbaracke betreuen mussten. Man ist mit den Schwestern aufgewachsen und sie gehören genauso zu Zell, wie die Schwarze Katz und der Collis-Turm. Irgendwie passt das alles ganz eng und ganz harmonisch zusammen in der Heimat.
Die früheren Nachbarn aus dem Altlayer Bachtal kommen regelmäßig zu Besuch zu den Schumachers. Besonders gerne zum Seniorenfrühstück, das an jedem dritten Donnerstag im Monat im Seniorenzentrum stattfindet. Dort können Sie nicht nur zusammen mit den Schumachers gemütlich frühstücken, sondern auch an den Vorträgen teilnehmen, die im Rahmen des Frühstücks zu verschiedenen Themen angeboten werden. Auf die Frage, ob sie ihr altes Haus und das Altlayer Bachtal vermissen, sieht Willi Schumacher seine Frau fragend an: „Gell Marlene, wir hatten nie ein Problem damit, dass wir uns von dem Haus trennen mussten. Wir haben da 50 Jahre gut und schön gewohnt.“ Seine Frau stimmt ihm zu: „Ja. Der Abschied vom eigenen Haus war kein Problem und das Verhältnis zu den Nachbarn hat auch nicht durch den Umzug gelitten.“ Auch mit ihren neuen Nachbarn sind Willi und Marlene Schumacher sehr glücklich: „Mit allen, die hier wohnen, besteht ein sehr gutes Verhältnis.“ „Ja!“, bekräftigt seine Frau: „Jeder hilft hier jedem!“
Das Service Wohnen sei genauso, wie sie sich das vorgestellt hätten, freuen sich die Schumachers. An der einen oder anderen Stelle nutzen sie sogar mehr Leistungen, als sie ursprünglich geplant hatten. Jeden Tag nehmen die beiden den Mittagstisch im benachbarten Klinikum in Anspruch. „Ich dachte ursprünglich, ich würde sehr viel mehr selbst kochen“, erläutert Marlene Schumacher die ursprünglichen Pläne des Paares: „Aber das Essen ist da so günstig. So günstig kann man ja gar nicht selbst kochen.“ Auch den Reinigungsservice nutzen die Schumachers inzwischen. „Die kleine Wohnung mach ich doch mit Links!“, dachte Marlene Schumacher noch beim Einzug. Doch auch die deutlich geringere Quadratmeterzahl im Vergleich zum alten Haus ließ sich irgendwann nicht mehr so einfach bewältigen. „Das stellen wir ganz schnell ab“, habe ihr Mann direkt zu ihr gesagt und im Handumdrehen war dann auch der Reinigungsservice beauftragt. Marlene Schumacher widmet sich im Seniorenzentrum weiter ihrem alten Hobby. Da sie den großen Garten im Altlayer Bachtal nicht mehr zur Pflege hat, kümmert sie sich in ihrer freien Zeit ein wenig um die Pflanzbeete rings um das Seniorenzentrum. Zuhause ist es ihr schwer gefallen, die große Fläche in Ordnung zu halten. Hier im Seniorenzentrum kann sie sich ohne Druck um die Grünanlagen kümmern und damit die Arbeit der Gärtner unterstützen. Neben dem Seniorenfrühstück nehmen die Schumachers auch an allen anderen Feierlichkeiten im Haus Teil. Die Weihnachtsfeier ist ebenso Pflichtprogramm, wie die Karnevalsveranstaltung, bei der die Schumachers in diesem Jahr sogar mit einer gemeinsamen Büttenrede aufgetreten sind.
„Neben den vielen großen Entlastungen, die die neue Wohnung bietet, sind es auch viele Kleinigkeiten, wie z. B. Heizöl einkaufen, die nun entfallen und um die man sich keine Gedanken mehr machen muss“, erklärt Willi Schumacher. „Wir haben den Schritt ins Service Wohnen nie bereut“, bekräftigen Willi und Marlene Schumacher. „Für unsere Bedürfnisse und unsere Vorstellungen ist das Wohnen hier genau richtig.“ Die beiden sind nach wie vor mobil. Zum Arzt, zur Apotheke und natürlich auch zum nahegelegenen Globus wird mit dem Auto gefahren. „Wenn das irgendwann mal nicht mehr klappt, gibt es ja den Fahrdienst aus dem Seniorenzentrum“, erklären sie. Willi Schumacher ist Vorsitzender des Seniorenbeirats im Seniorenzentrum. Er ist sich sicher, dass das Seniorenzentrum ein guter Platz ist, um den Ruhestand zu genießen. Für das nahegelegene Klinikum hoffen er und seine Frau Marlene das Beste. Beiden gibt es ein gutes Gefühl, dass das Klinikum nur einen Steinwurf entfernt ist. Diese Sicherheit möchten sie gerne behalten. Wie schon bei ihrem Schritt vom eigenen Haus in eine seniorengerechte Service Wohnung im Seniorenzentrum, blicken sie mit Gelassenheit und einer guten Portion Humor auf das, was die Zukunft für sie bereithält, anstatt lange darüber zu grübeln, was sie möglicherweise hinter sich lassen. Dieser Optimismus liegt beiden ganz offensichtlich in ihrem Naturell.
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